Bei Heils Idee gilt es vor allem, das Gutschein-Modell zu überdenken. Langfristig kann Schwarzarbeit im Reinigungsgewerbe jedoch nur eingedämmt werden, wenn der Staat die gesetzlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen für Reinigungskräfte anpasst. Wir haben Verbesserungsvorschläge ausgearbeitet.
Anstatt auf einer staatlichen App könnte der Gutschein offen auf verschiedenen Plattformen funktionieren, um den Wettbewerb nicht zu gefährden. Vom Bundesarbeitsministerium zertifizierte Firmen müssten sich dazu gegenüber den Plattformen als zertifiziert ausweisen. Die Plattform würde dann bei Buchung einer solchen Firma dem Kunden die Gutscheineingabe anbieten. Der Staat könnte sich so das Geld für eine eigene App sparen und stattdessen eine Online-Schnittstelle anbieten, über die Reinigungsfirmen die Gültigkeit von Gutscheinen abfragen können – in ähnlicher Form wie es bereits bei der Online-Validierung der Umsatzsteuer-ID gehandhabt wird.
Auf diese Weise wäre auf jeder Plattform die Buchung für nur 60 % des Originalpreises möglich – auch auf ExtraSauber. Der Vorteil für die Reinigungsfirmen wäre, dass Rechnungslegung, Auftragsmangement und weitere wichtigen Funktionen weiter zur Verfügung stehen und außerdem der Gutschein erst angewendet wird, wenn die Reinigung ordentlich und ohne Reklamationen durchgeführt wurde.
Anstatt Gutscheine bei den Reinigungsfirmen einzulösen, die diese wiederum beim Staat geltend machen, könnte man auch über ein umgekehrtes Modell nachdenken. Die vom Staat zertifizierte Reinigungsfirma stellt eine Rechnung mit QR-Code an den Kunden. Über den Code könnten die Kunden die Rechnung in der Staats-App einreichen und sich auszahlen lassen – ähnlich wie es bereits bei den Apps der meisten privaten Krankenkassen funktioniert. Auch denkbar: die Auszahlung erfolgt mit der jährlichen Steuererklärung. So würde sich der Staat den Aufwand, eine eigene App zu entwickeln und zu betreiben, sparen.
Prinzipiell stellt sich die Frage, warum der Staat überhaupt der Marktplatz für ein bestimmtes Gewerbe sein sollte, wo er diese Rolle mittlerweile vollständig in private Hände gegeben hat: Nicht nur Post und Bahn sind privatisiert, selbst die Deutsche Börse ist eine eigenständige Aktiengesellschaft. Warum soll es nun ausgerechnet beim Reinigungsmarkt einen Rückschritt in längst vergangene Zeiten geben? Der Staat sollte auch hier vielmehr das tun, was er am besten kann, nämlich gesetzlich eingreifen – durch attraktive Rahmenbedingungen für Selbstständige hinsichtlich Besteuerung und Sozialversicherungsmöglichkeiten.
Konkret wäre über eine Mehrwertsteuerbefreiung der „Alltagshelfer“ nachzudenken sowie über eine einkommensunabhängige fixe monatliche Pauschalierung von Sozialabgaben und Steuern für Solo-Selbständige im Reinigungsgewerbe. Dies erhöht den Anreiz, offiziell zu arbeiten, da kein Nutzen aus einer Steuerhinterziehung entsteht. Jeder weitere Auftrag bringt echtes zusätzliches Nettoeinkommen für die Reinigungsfirma oder die Reinigungskraft. Der Vorteil für den Staat: Da aktuell die meisten Alltagshelfer schwarz arbeiten, entgehen dem Fiskus und den Sozialkassen ohnehin täglich große Summen. Wenn eine Pauschalierung dieser Abgaben zu mehr offiziellen Reinigungen führt, so bedeutet das automatisch Mehreinnahmen. Und neu ist der Pauschalierungsansatz nicht: Bei Landwirten wird zum Beispiel seit langem die Mehrwertsteuer pauschaliert.
Außerdem von Bedeutung: attraktive Lohnnebenkosten-Bedingungen für Unternehmen und entsprechend harte Sanktionen für Schwarzarbeit, sowie größere steuerliche Absetzungsmöglichkeiten für haushaltsnahe Dienstleistungen. Nur so kann sich ein größerer legaler Reinigungsmarkt entwickeln.
So lange Kunde und Reinigungskraft beide besser fahren, die Abgaben zu umgehen, wird der Schwarzmarkt bleiben. Um wirklich etwas zu ändern, muss der legale Weg für wenigstens eine Seite besser sein. Auf Kundenseite gewährleisten Buchungsplattformen wie ExtraSauber dies bereits: Kunden haben keinen Anreiz, auf den Schwarzmarkt auszuweichen. Bei ExtraSauber erhalten sie über unseren Kundenservice eine Rundum-Betreuung und sind immer auf der sicheren Seite. Sie buchen nicht nur eine angemeldete und von uns überprüfte Putzkraft. Diese ist auch noch gegen Unfälle versichert – und die passieren bekanntermaßen vorzugsweise im Haushalt. Ein 24-Stunden-Käuferschutz sichert Kunden zusätzlich ab, wenn sie mit der Reinigung nicht zufrieden sind. Auf dem Schwarzmarkt stehen sie mit Reklamationen und Versicherungsfällen alleine da.
ExtraSauber sorgt für eine innovative Plattform und die entsprechenden Anreize für Kunden, eine legale Reinigungskraft zu buchen. Auf die steuerlichen und gesetzlichen Rahmenbedingungen für Reinigungskräfte haben wir hingegen keinen Einfluss, weil auch wir an die geltenden Bestimmungen gebunden sind. Hier liegt das große Potenzial staatlichen Eingreifens – nicht in der Entwicklung einer App und im Aufbau eines Marktplatzes, die Unternehmen wie ExtraSauber bereits erfolgreich selbst geschaffen haben.
Die Gutscheinidee ist insgesamt fraglich. Heil möchte nach eigenen Angaben Reinigungskräfte auch aus dem Schwarzmarkt holen, damit sie sich in unserer Gesellschaft geschätzter fühlen. Diesen Wunsch teilen wir, da auf diesem Grundgedanken, ExtraSauber überhaupt erst entstanden ist. Das Gutscheinsystem bewirkt jedoch das Gegenteil: Privatpersonen sollen eine gesellschaftlich wichtige Arbeit trotzdem billig bekommen. Viel schöner wäre es doch, gute Arbeit auch ordentlich zu bezahlen und dafür ein Verständnis in der Bevölkerung zu schaffen. Das würde die Stellung und das Selbstwertgefühl von Reinigungskräften in der Gesellschaft verbessern und ist eines unserer wichtigsten Unternehmensziele.
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Hinter Online-Plattformen steckt mehr als nur eine App. ExtraSauber ist ein Marktplatz, der Reinigungsfirmen einen Rundum-Service bietet und Kundinnen und Kunden persönliche Betreuung und Beratung. Wer kümmert sich um das alles bei der Staats-App?
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